Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen
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Die Partnerschaft zwischen den Kirchengemeinden Martfeld und Börnichen/Erzgebirge

Die Partnerschaft zwischen den Kirchengemeinden Martfeld und Börnichen im Erzgebirge wurde noch zu "DDR-Zeiten" begründet. Die ersten Kontakte wurden 1988 brieflich geknüpft. Zunächst zwischen den Pfarrämtern, später auch zwischen einzelnen Familien hier wie dort. Zur ersten persönlichen Begegnung kam es im Juni 1989 in Ostberlin. Herr Pastor Wortmann war damals mit seiner Familie und einer Gruppe von Jugendlichen auf dem Evangelischem Kirchentag in (West-) Berlin. Alma Soller, Dietrich Klein und Wilfried Nordbruch machten sich von Martfeld aus auf den direkten Weg nach Ostberlin. Das Treffen musste im östlichen Teil der Stadt stattfinden, weil die Börnicher ja nicht in den Westen durften. Wir trafen uns in einem Christlichem Hospiz, einer Gast- und Begegnungsstätte, in der Nähe des Bahnhofs Friedrichstraße. Bei diesem Zusammentreffen wurde dann der Grundsatzbeschluss gefasst, eine Partnerschaft zwischen den beiden Kirchengemeinden zu begründen, wobei es dem damaligen Börnicher Pfarrer Albrecht Ehrler ausdrücklich darauf ankam, dass es sich um eine Partnerschaft und nicht um eine Patenschaft handeln sollte. Es sollte ein gegenseitiges Geben und Nehmen sein. Weniger auf dem materiellen, als auf dem ideellen Gebiet, mit regem geistigen und geistlichem Austausch. Also keine "Zweckgemeinschaft" um etwa bestimmte Waren, die in der DDR knapp waren oder die es dort nicht gab, von West nach Ost zu transferieren, wie z. B. Kupfernägel für die Reparatur eines Kirchendaches, wie es bereits früher einmal zwischen Martfeld und Gablenz, ebenfalls im Erzgebirge gelegen, geschah.

Ein erster Besuch Martfelder Gemeindemitglieder sollte im Oktober 1989 in Börnichen erfolgen. Nun hatten wir uns für dieses Treffen ausgerechnet den 40. Jahrestag der Gründung der DDR ausgesucht. Deswegen, und auch weil der damalige Börnicher Pfarrer Ehrler nicht bereit war, bestimmte Auskünfte (Fakten und Vermutungen) über die Besucher aus Martfeld an die DDR-Behörden (Stichwort: "Stasi") weiterzugeben, erhielten wir keine Einreiseerlaubnis.

Die weitere Entwicklung, von der wir damals nichts ahnten, ist bekannt. Durch eine friedliche Revolution kam es zur Wiedervereinigung. Daran, dass diese Revolution friedlich verlief, hatten die Kirchen in der DDR einen wesentlichen Anteil, z. B. mit den "Montagsdemonstrationen" in Leipzig, Dresden und Plauen. Nach der Wiedervereinigung wollten die Börnicher natürlich erst einmal nach Martfeld kommen. Im Sommer 1990 traf dann auch der erste Bus aus Börnichen hier bei uns ein. Einzelne Personen hatten bereits früher ihre Briefpartner besucht. Seither finden jährliche Treffen zwischen den Kirchengemeinden Börnichen und Martfeld statt, abwechselnd bei uns oder in Börnichen.

Inzwischen sind mehr als zwanzig Jahre vergangen. Die "Akteure" von damals sind älter geworden, einige leben leider auch nicht mehr. Glücklicherweise kommen aber immer wieder neue und jüngere Menschen von hier oder dort dazu. Die Delegation aus Börnichen zur 200-Jahrfeier unserer Kirche im vorigen Jahr war mit über zwanzig Personen die größte seit Bestehen der Partnerschaft. Durch das persönliche Kennenlernen, das Sprechen "miteinander", nicht "übereinander" konnten viele Missverständnisse ausgeräumt werden. Manche "Mauern in den Köpfen" wurden niedergerissen. Wir haben auf beiden Seiten viel voneinander gelernt: Toleranz, Duldsamkeit, Hilfsbereitschaft und nicht zuletzt Beständigkeit im Glauben. Von daher hat diese Partnerschaft sicherlich auch heute noch ihre Berechtigung.