Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen
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Martfeld – La Bazoge

Eine deutsch-französische Partnerschaft

Das Verhältnis der beiden Nachbarvölker Franzosen und Deutsche war in vergangenen Jahrhunderten zueinander nicht das Beste. Zu oft hatten Kriege und die dadurch verursachten Leiden der Menschen auf beiden Seiten Hass geschürt. So war es wohl als eine Sensation zu bezeichnen, als im Jahre 1962 der damalige französische Staatspräsident Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer sich die Hand zur Freundschaft reichten.

Politische Vorträge, die dem Frieden dienen, sind gut, doch dadurch ist der Abbau von Hass und Vorurteilen noch nicht unbedingt gewährleistet. Erst durch näheres Sich kennenlernen und durch Schließung von Freundschaften auf unterster Ebene ist ein Durchbruch zu erreichen. Diesem Ziele dient auch der „Förderkreis für das Deutsch-Französische Jugendwerk“, der sich im Landkreis Grafschaft Hoya bildete. Dieser Organisation verdankt Martfeld auch seine Beziehung zur französischen Gemeinde La Bazoge.

Im Jahr 1972 folgte der damalige Oberkreisdirektor Dr. Siebert-Meyer, ein eifriger Förderer der deutsch-französischen Verständigung, einer Einladung des französischen Förderkreises, dem Comité Main-Basse-Saxe, nach Le Mans und machte dabei Besuche im Departement Sarthe. Im Verlaufe seines dortigen Aufenthaltes wurde von der Gemeinde La Bazoge der Wunsch an ihn herangetragen, eine Partnerschaft mit einer ähnlich strukturierten deutschen Gemeinde zu vermitteln. Aus diesem Anlass stattete der OKD auch der Gemeinde La Bazoge einen Besuch ab und war von der Bevölkerung und seinem jungen, rührigen Bürgermeister Cabaret sehr angetan.

Der Oberkreisdirektor, der die Gemeinden seines Kreises sehr gut kannte, fasste Martfeld ins Auge und ließ mich als den damaligen Martfelder Gemeindedirektor durch ein Vorstandsmitglied des Förderkreises informieren. Da zufällig am gleichen Tag, es war der 19. Mai 1972, eine ordentliche Gemeinderatssitzung angesetzt war, konnte ich dem Rat gleich den französischen Wunsch vortragen. Das Anliegen fand allgemeine Zustimmung. Ich wurde ermächtigt, weitere Schritte zu unternehmen. Da französischerseits bereits für den 2.Juli 1972 eine Einladung zu einem größeren Fest in La Bazoge vorlag, musste schnell gehandelt werden. Eine Delegation wurde zusammengestellt, die außer mir (wegen Verhinderung des Bürgermeisters) noch aus vier Ratsherren (Walter Fresse, Johann König, Wilfried Kirschner, Heinz Köster) zwei Vertretern der Schule (Dorit Mellmann, Dieter Zander) und zwei Vertretern des Sportvereins (Erich Gläser, Johann Blume) bestand.

Schon am 30. Juni 1972 begaben wir uns auf die historische Reise nach La Bazoge. Fünf Tage dauerte dieser erste Besuch, aber er hatte genügt, die ersten freundschaftlichen Kontakte zu knüpfen. Noch im gleichen Jahre erfolgte ein französischer Gegenbesuch. Die Herzlichkeit der Aufnahme auf beiden Seiten ließ den festen Willen entstehen, auf diesem Wege fortzufahren.

In den folgenden Jahren wurden Besuche zwischen Vereinen organisiert. Die Sportvereine von La Bazoge und Martfeld trafen sich hüben und drüben zu sportlichen Spielen. Der Bazoger Musikverein veranstaltete mit dem Martfelder Gesangverein in beiden Orten Konzerte. Auch die Martfelder Feuerwehr begab sich einmal auf die Reise, um das französische Feuerlöschwesen kennenzulernen.

Nach drei Jahren des näheren Sich Kennenlernens waren beide Gemeinden bereit, ihre angebahnt Freundschaft durch einen Partnerschaftsvertrag (Jumelage) zu besiegeln. Nachdem die französische Regierung – wie in Frankreich erforderlich – ihre Zustimmung erteilt hatte, fuhren Vertreter der Gemeinde und örtlicher Vereine nach Frankreich, um am 5.Juli 1975in einer Festsitzung im Rathaus zu La Bazoge die Partnerschaftsurkunde zu unterzeichnen. Bei Austausch erklangen die Nationalhymnen beider Länder. Vor Beginn der Zeremonie hatte der Bürgermeister von Martfeld am Fuße des Ehrenmahls einen Blumenstrauß niedergelegt.

Aus den verschiedenen Ansprachen der Ehrengäste ein Wort von Herrn Penneau, dem Stellvertreter des französischen Präfekten:

"Wir haben keine Chance, die wirtschaftlichen Beziehungen zu entwickeln, als zusammen zu marschieren mit dem gleichen Willen. Unsere beiden Länder, die bevorzugte Beziehungen unterhalten, müssen sich bemühen, ihre Beziehungen auf der Ebene der Gemeinden und der Bevölkerung zu vervielfachen.

La Bazoge und Martfeld leisten ihren Beitrag zur französisch-deutschen Freundschaft für ein einigeres und brüderliches Europa."

Am 27.September des gleichen Jahres wurde die Freundschaft auch in Martfeld im Beisein von Vertretern des Kreises, der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen sowie des Deutsch-Französischen Jugendwerkes von den Bürgermeistern beider Gemeinden vertraglich besiegelt.

Der Text der Partnerschaftsurkunde wird nachstehend in französischer und deutscher Sprache abgedruckt:

Für vergrößerte Ansichten klicken Sie bitte auf die Urkunden-Abbildungen.

Text: Friedrich Twele

Vom Beginn der jährlichen Austauschmaßnahmen der Gemeinden Martfeld und La Bazoge bis heute spielt die Teilnahme der örtlichen Vereine eine wesentliche Rolle. Es gab aber auch schon berufsbezogene Delegationen und Schüleraustausche. Bei den gegenseitigen Besuchen gehören kleine Konzerte und sportliche Turniere, gemeinsame festliche Abendessen und Ganztagsausflüge zum Programm. Diese Ausflüge sind immer mit Besichtigungen verbunden und haben die Martfelder Teilnehmer beispielsweise die Autorennstrecke in Le Mans, ein Schieferbergwerk („Mine Bleue“), ein Höhlendorf, die Landschaften im Departement Sarthe und die Loireschlösser erleben lassen. Die französischen Gäste ihrerseits haben bisher Sehenswürdigkeiten in Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Walsrode und Cloppenburg kennengelernt.

Entscheidend für die Entwicklung, Festigung und den Fortbestand der Partnerschaft sind die persönlichen Begegnungen anlässlich der Austauschmaßnahmen oder privaten Besuche in der Partnergemeinde. Tatsächlich bestehen inzwischen schon bis zu vierzig Jahre andauernde Freundschaften.

Die Gemeinderäte und Organisationskomitees in Martfeld und La Bazoge bemühen sich vor allem, Jugendliche für die Gemeindepartnerschaft zu gewinnen, um mit ihnen zur Völkerverständigung beizutragen.

Wer sich für die Teilnahme an den Austauschmaßnahmen interessiert, wendet sich bitte an:

Uwe Bremer, Tel.: 04255 982448
Marlies Plate, Tel.: 04255 1395