Horst Friedrichs’ neuer Roman "Opferwissen" spielt unter anderem in der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen; Verfolgungsjagd durch Martfeld

Von Karin Neukirchen–Stratmann (Syker-Kurier vom 11.7.12)

"Sie folgte dem Mann, als er kurz vor dem Ortsrand nach rechts auf eine Seitenstraße abbog und kreuz und quer durch ein wahres Gewirr von schmalen Fahrbahnen kurvte. Die Bebauung endete, und die Verfolgung ging weiter, an Feldern und Wäldern vorbei." Ort dieser Handlung: Martfeld. Hier spielt eine Verfolgungsszene aus dem neuen Roman "Opferwissen" des Hoyaer Schriftstellers Horst Friedrichs.


© Udo Meissner
Hat einen Teil seiner Kindheit in Martfeld verbracht: Horst Friedrichs

Martfeld. Dass Martfeld in dem Buch auftaucht, ist kein Zufall. "Hier habe ich einen Teil meiner Kindheit verbracht", erzählt Horst Friedrichs. 1943 wurde er in Hamburg geboren, seine Mutter war Hamburgerin, "aber mein Vater kam aus Martfeld, von einem Bauernhof". 1946 zog die junge Familie dann zurück aufs Land, nach Martfeld eben. "Aber nicht auf den Hof, sondern in eine Wohnung, die lag an der Straße Richtung Schwarme raus."

An Martfeld hat Horst Friedrichs noch gute Erinnerungen. Bei einem kleinen Dorfrundgang blickt er zurück: "Da hinten war die alte Dorfschule, die habe ich auch besucht, und von dort ging über den Kirchhof und das kleine Wäldchen ein Trampelpfad dahin, wo heute der Supermarkt an der Ecke ist." Gut kann er sich erinnern, dass er, als Großstadt- und Landkind, gewisse Privilegien hatte, die die "Dorfkinder" so nicht kannten. "Ich war ja oft in den Ferien in Hamburg. Immer wenn ich von dort wiederkam, hatte ich entweder besondere Kleidung oder auch Spielzeug dabei." Auf einen gummibereiften Roller war Horst Friedrichs besonders stolz, denn das kannte man auf dem Dorf damals noch gar nicht. "Damit bin ich hier stolz über die Kirchstraße gerollt."

Heute in Hoya lebend, verfolgt Friedrichs die Entwicklung von Martfeld natürlich auch weiterhin und erklärt: "Martfeld hat sich rein äußerlich toll entwickelt." Kein Wunder also bei so viel Lob, dass Friedrichs einige Seiten in seinem Mittelweser-Roman dem Ort seiner Kindheit gewidmet hat, und dorthin einen kleinen Teil der Handlung verlegte. Den Besuch der Kommissarin bei den Eltern des Mordopfers, eine kleine Verfolgungsjagd per Auto durch das Dorf und schließlich eine Szene bei einem etwas schrulligen und skurrilen Bewohner mitten im Wald.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig, wie Horst Friedrichs betont. Die Orte, ein alter Bauernhof, oder die kleine Idylle im Wald, seien rein fiktiv. "Das mache ich immer so, man weiß schließlich nie, wer tatsächlich in realen Gebäuden lebt." Von Kollegen habe er da schon die tollsten Geschichten gehört. Um etwaige Fettnäpfe zu umgehen, agiert Friedrichs immer so.

In der weiteren Umgebung ist Friedrichs kein Unbekannter, hat er sich doch als Autor zahlreicher Western- und Jerry-Cotton-Romane einen Namen gemacht. Angefangen zu schreiben hat Horst Friedrichs aber als freier Journalist bei den Bremer Nachrichten. "Da war ich auch oft als Gerichtsreporter im Einsatz." Ideen und Inspirationen für seine Romane stammen zum Teil noch aus dieser Zeit. An einen Fall, einen Mordprozess, bei dem sich zwei Männer im Schwarmer/Bepper Raum dermaßen stritten, dass dieser Streit mit einer Mistgabel und Mord endete, kann sich Friedrichs noch gut erinnern. In seinem Roman "Opferwissen" aber wird eine junge Frau in Nienburg ermordet und nach einer Party tot aufgefunden. Ihre beste Freundin und ein alter gemeinsamer Freund sind zunächst verschwunden. Chef-Ermittler Martin Morlock von der Nienburger Mordkommission kann den Fall aber zu guter Letzt doch auflösen.

Für Friedrichs ist "Opferwissen" der erste Kriminalroman, der in der Mittelweser-Region spielt. Die Personen kommen aus der Region: Kommissar Morlock hat familiäre Wurzeln in Hoya, seine Mitarbeiterin wohnt in Estorf. Das Opfer kommt ursprünglich aus Martfeld und besuchte die Schule in Verden. Die Fähre in Schweringen spielt ebenso eine Rolle, wie das Nienburger Altstadtfest. Martin Fahrland, Geschäftsführer der Mittelweser-Touristik, hatte die Idee für einen Mittelweser-Krimi. Er hatte auch den Kontakt zum Hamelner Verlag CW Niemeyer hergestellt, bei dem "Opferwissen" erschienen ist.